interpretation I
vor dem spiel
im dunkeln
G1
die welt ist eine bühne jeder spielt darauf seine rolle das stück
heißt leben regie führt der tod
G2
am anfang spielen alle mit keiner schaut zu am ende sind alle
zuschauer weil alle gestorben sind
G1
wenn alle zuschauer geworden sind spielen sie keine rolle mehr
G2
wer tot ist macht dazu eine gute miene
G1
und den zuschauern zu sagen daß sie tot sind damit fängt das
böse spiel an
bei licht
G1
meine damen und herren das thema unseres heutigen theater
abends ist die theatralische illusion die illusion oder die einge
bildete vorstellung einer erscheinung die ein urgrund des thea
ters ist hat zwei voraussetzungen zum einen daß sie sich an
einen ort der handlung entführen lassen der nur als behauptung
also auf der bühne existiert zum anderen daß sie sich in einen
zustand versetzen in dem sie sich nur befinden weil und solan
ge sie selbst davon überzeugt sind also daran glauben
G2
das einfachste beispiel wäre sie stellen sich vor sie befänden
sich auf einer insel und hätten gerade schiffbruch erlitten
G1
leider reicht diese lösung heute abend nicht aus wie wäre es
stattdessen sie machten sich mit einem zustand vertraut und lie
ßen sich in ihn hineinversetzen dem sie sich ohnehin auf dauer
nicht entziehen können dem nämlich daß sie tot sind
G2
wir haben verständnis dafür daß sie als zumutung empfinden
was wir ihnen abverlangen
im dunkeln
G1
dennoch einmal wollen wir versuchen das was sie leben nen
nen so zu zeigen wie es sich aus der sicht des todes ansieht
also genau anders herum als man sonst aus der sicht der leben
den sich den tod vorstellt
G 2
verlangt man vom zuschauer tot zu sein wird er sich weigern
G1
genau das ist das thema der zuschauer ist dann in der gleichen
lage wie der held unseres stückes
G 2
aber der ist doch schon eine theaterfigur und kein lebender dar
steller mehr
G 1
trotzdem macht er sich selber schwierigkeiten er will auch nicht
abtreten obwohl er gestorben ist